Gegründet im Jahr 1506 ist die päpstliche Schweizergarde in Rom das älteste noch existierende Militärkorps der Welt. Mit ihren traditionellen bunt gestreiften Uniformen sind die Gardisten rund um den Globus bekannt – weniger bekannt hingegen sind deren Tagesablauf, Ausbildung und Freizeitgestaltung. Auch die Gründe für die Rekrutierung von Schweizern für den päpstlichen Schutz bleiben oft im Dunkeln. In diesem Artikel haben wie für Sie die entsprechenden Infos zusammengetragen.
Von Söldnern zu Gardisten: Die Geschichte der Schweizergarde
Die Geschichte der Schweizergarde begann im Jahre 1506, als der damalige Papst Julius II. 150 Schweizer Söldner in seinen Dienst rief. Am 22. Januar desselben Jahres zogen die Söldner in den Vatikan ein und traten mit einem Segen des Papstes ihre Aufgabe an – die Schweizergarde war geboren. Doch weshalb wurden genau Schweizer für den päpstlichen Dienst ausgewählt? In der damaligen Zeit galten Schweizer Söldner europaweit als besonders kriegstüchtig, mutig und loyal – Eigenschaften, die aus ihnen die perfekten Soldaten machten. Doch auch seitens der Schweiz war der Söldnerdienst beliebt. Der Grund: Die ersten Schweizer Kantone waren überbevölkert und die Menschen litten unter starker Armut. Der Söldnerdienst bot einen gewinnbringenden Ausweg aus dem Elend, weshalb sich viele Männer für den Dienst zur Verfügung stellten.
Schutz für Papst und Vatikanstadt: Die Aufgaben der Gardisten
In den Anfängen der Schweizergarde bestand ihr Aufgabenbereich noch darin, die weltliche Macht der Kirche militärisch zu verteidigen. Mit dem Niedergang des Kirchenstaates um das Jahr 1870 verlor diese Aufgabe jedoch ihre Bedeutung. Heute sorgt die päpstliche Garde ausschliesslich für die Sicherheit des Papstes und seiner Residenz. Konkret überwachen die Gardisten die offiziellen Eingänge zum Vatikan, beaufsichtigen Audienzen und kirchliche Zeremonien oder begleiten das Kirchenoberhaupt auf Auslandreisen. Auch die Durchführung offizieller Begrüssungsrituale von Staatspräsidenten, Premierministern oder Botschaftern steht auf dem Aufgabenplan der Schweizergarde.
Kicken im vatikaneigenen Fussballclub: Freizeitgestaltung in der Schweizergarde
Neben der Bewachung von Papst und Vatikan kommen bei den Gardisten auch die Freizeitaktivitäten nicht zu kurz. Ob Kulturfreund, Sportfan oder Musikliebhaber – in Rom findet jeder Gardist eine passende Beschäftigung. Für Sportfans bietet der Vatikan etwas ganz Besonderes: eine eigene Fussballmannschaft. Im FC Guardia können Fussballfans aus den Reihen der Gardisten seit Mitte des 20. Jahrhunderts ihr Können unter Beweis stellen. In einem alljährlichen Turnier kämpfen die vatikanischen Kicker sogar gegen Teams aus der Gendarmerie, dem Radio Vatikan oder den vatikanischen Museen um einen Pokal. Doch nicht nur Sportbegeisterte kommen in der Schweizergarde auf ihre Kosten: Musikliebhaber etwa haben die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten im Gardespiel unter Beweis zu stellen, das festliche Anlässe wie den Nationalfeiertag oder Weihnachten musikalisch untermauert. Auch kulturbegeisterte Gardisten kommen in Rom als Hochburg der Kunstgeschichte nicht zu kurz. Ob reich geschmückte Kirchen und herrliche Paläste oder ausdrucksstarke Gemälde von grossen Künstlern wie Michelangelo oder Botticelli: Das vielfältige Kulturgut lässt keinen Wunsch unerfüllt. Auch für das leibliche Wohl der Schweizergarde ist gesorgt: Fünf Albertinerschwestern aus Polen verwöhnen die Gardisten mit einer Mischung aus schweizerischen Köstlichkeiten und traditioneller italienischer Küche.
Schweizer, katholisch und unverheiratet: Die Aufnahmebedingungen der Schweizergarde
Wer nun denkt, die Zulassung zur Schweizergarde sei ein Klacks, der irrt sich – ein potenzieller Gardist muss eine beträchtliche Liste von Anforderungen erfüllen. Grundvoraussetzung für die Arbeit in der Schweizergarde ist das schweizerische Bürgerrecht. Damit einhergehend sollte ein angehender Gardist mit der Kultur seines Heimatlandes vertraut sein, sich mit dessen Werten identifizieren können und diese aktiv leben. Da die Schweizergarde für den Schutz des Kirchenoberhauptes verantwortlich ist, sollte ein Gardist auch praktizierender Katholik sein. Für die Zulassung zur Garde muss ein Anwärter zudem mindestens 1,74 Meter gross sein, über eine einwandfreie Gesundheit verfügen und bei Dienstantritt zwischen 19 und 30 Jahre alt und unverheiratet sein. Eine Heirat wird erst nach mindestens fünf Jahren im Dienst möglich.
Neben der Gesundheit muss auch der Leumund eines potenziellen Gardisten einwandfrei sein. Weiter wird ein Empfehlungsschreiben des zuständigen Gemeindepfarrers für die Zulassung zum Dienst verlangt. Auch eine abgeschlossene Ausbildung und Rekrutenschule sind Voraussetzung für die Arbeit in der Schweizergarde. Ein zukünftiger Gardist muss zudem bereit sein, sich für mindestens 26 Monate Dienst zu verpflichten. Zu den Voraussetzungen für die Arbeit in der Schweizergarde gehört abschliessend auch das männliche Geschlecht – weibliche Gardisten gibt es nach wie vor keine.
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Text: Bestswiss, Daniela Waser
Quelle: www.schweizergarde.ch