Flauschige Rekorde: handgefertigte Teppiche
„Frsch“ – das ist das Wort, aus dem sich der deutsche Begriff „Teppich“ entwickelt hat. Es bedeutete so viel wie „bedecken“ und kommt aus dem alten Persien – genau wie die Kunst des Teppichknüpfens auch. Dieses seltsam verzwirbelte Wort ist bei Weitem nicht die einzige Kuriosität in der langen Geschichte der Teppiche.
Knoten für den Toten
Der älteste Teppich der Welt wurde im sibirischen Altai-Gebirge an der Grenze zur Mongolei gefunden. „Pasyryk-Teppich“ wird er genannt und auf das vierte oder fünfte Jahrhundert vor Christus datiert. Er war eine Grabbeigabe, ansonsten hätte er wohl das leider übliche Teppichschicksal erlitten: Da Teppiche aus zersetzbaren Naturfasern geknüpft wurden, sind die allermeisten verrottet. Wissenschaftlern blieben nur wenige Exemplare für die Forschung erhalten. Die kunstvolle Machart des geknüpften „Pasyryk-Teppichs“ lässt keinen Zweifel daran, dass schon viel früher Teppiche gefertigt wurden. Und das nicht nur für Fürsten.
Auch für die Nomaden hatten Teppiche eine grosse Bedeutung. Sie nutzten sie unter anderem als Zeltwand und Türbehang, aber auch als Babywiege oder Satteldecke. Das Material konnte rasch eingerollt und verladen werden und war so ideal für ein Leben unterwegs. Die Teppiche wurden geknüpft oder geflochten.
Knoten bis zum Abwinken
Der grösste Teppich, der je geknüpft wurde, befindet sich in einer Moschee in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er wiegt fast vierzig Tonnen und ist beinahe so gross wie ein Fussballfeld. Über tausend Frauen waren eineinhalb Jahre lang mit seiner Fertigung beschäftigt.
Heute sind die grössten Teppichproduzenten in Asien – in Indien und im Iran – sowie in der Türkei ansässig. Je nach Herkunftsort werden Teppiche eher grob oder fein geknüpft. Ab einer Dichte von 400 000 Knoten pro Quadratmeter hat ein Teppich eine gute Qualität. Das mag als viel erscheinen, ist aber fast nichts im Vergleich zum rekordbrechenden Teppich aus der Türkei, der mit unglaublichen 625 Millionen Knoten pro Quadratmeter als der feinste Teppich der Welt gilt.
Vom Orient ins Abendland
Alexander der Grosse brachte erstmals Orientteppiche ins Abendland. Bald wurden auch hierzulande Teppiche hergestellt. Allerdings wurden diese nur selten geknüpft, sondern meistens gewebt, zuerst jahrhundertelang von Hand, dann mit automatischen Webstühlen. Es gibt jedoch heute noch einige Hersteller in der Schweiz, die von Hand weben: Anna Saarinen zum Beispiel führt die Tradition ihrer Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern weiter und webt in Zürich robuste Baumwollteppiche von Hand.
Umweltfreundlich und klimaneutral
Und schliesslich halten Teppiche noch immer den Rekord, wenn es um klimafreundliches Reisen geht: Mit so gut wie keinen Schadstoffemissionen transportieren sie gemäss den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht mehrere Personen gleichzeitig durch luftige Höhen. Leider konnten wir bislang noch kein Schweizer Unternehmen ausfindig machen, das ein solches Modell herstellt. Wir halten aber weiterhin die Augen offen.