Gut geplant, doppelt genossen: Die richtige Wandervorbereitung Die richtige Wanderroute Ein dichtes Netz mit 65’000 km Wanderwegen erstreckt sich in der kleinen Schweiz. 3000 km davon gehören zu nationalen Wanderrouten. Jede der insgesamt sieben Routen umfasst zwischen 15 und 32 Etappen und zieht sich durch einen grossen Teil der Schweiz. Genug also, um Wochen und Monate zu wandern. Und dann kommen noch die 63 regionalen Wanderwege und eine schier endlose Zahl lokaler Touren hinzu. In der Schweiz hat man die Wahl, aber nicht die Qual: Mittlerweile gibt es zahlreiche Hilfen, mit denen Sie die passende Route finden können.
Tourenvorschläge und Kartenmaterial Für diejenigen, die geführte Wanderungen bevorzugen, sind die Sektionen des Schweizer Alpen-Clubs eine gute Anlaufstelle. Doch auch wer auf eigene Faust losziehen möchte, findet reichlich Unterstützung. In der Schweiz gibt es in so gut wie jedem Büchergeschäft Wanderführer zu kaufen, in denen man schmökern und sich inspirieren lassen kann. Am besten kaufen Sie einen Führer im Taschenbuchformat, sodass er gut in den Wanderrucksack passt und Sie Details allenfalls unterwegs nachlesen können. In grösseren Buchhandlungen und Outdoorläden erhalten Sie auch Wanderkarten. Zur Orientierung beim Wandern sind Karten im Massstab 1:25’000 ideal. So können sie die wichtigsten Anhaltspunkte gut erkennen. Abgesehen von diesen klassischen Hilfsmitteln, hält das Internet ein umfangreiches Angebot für Wanderbegeisterte bereit. Ein Beispiel für eine umfassende Seite ist die des Verbands Schweizer Wanderwege. Hier stehen zahlreiche Tourenvorschläge, aber auch digitales Kartenmaterial, Wanderzeitberechner und vieles mehr zur Verfügung. Für welche Quelle auch immer Sie sich entscheiden, wenn Sie eine Route aussuchen, sollten Sie sich nicht nur von vielversprechenden Ausblicken leiten lassen. Schwierigkeitsgrad: Berg- oder Alpinwanderweg? Von familienfreundlichen Forststrassen, bis hin zu schwindelerregenden Gratwegen: Das Schweizer Wegenetzwerk hat für alle etwas zu bieten. Welchen Schwierigkeitsgrad ein Weg aufweist, können Sie den Tourenbeschreibungen, aber auch den Wegweisern vor Ort entnehmen. Braune Wegweiser kennzeichnen einfache Kultur- oder Themenwanderwege, während unifarbene Schilder in Gelb Wanderwege ohne besondere Anforderungen markieren. Diese Wege sind häufig etwas breiter und leicht zu begehen. Sie können aber auch mit Stufen oder Geländern ausgebaut oder schmal und holprig sein. Die weiss-rot-weissen Pfeile beschildern anspruchsvollere Bergwanderwege, die schmal, steil und häufig auch exponiert sind. Für Bergwanderwege sollten Sie also schwindelfrei sein und über eine gute Kondition und Koordination verfügen. Weiss-blau-weisse Markierungen stehen für Alpinwanderwege, die nicht durchgehend gekennzeichnet sind und auch über Gletscher oder Lawinenkegel führen können, weshalb eine ordentliche Portion Erfahrung und professionelles Material dazugehören. Zeitmanagement Genauso wichtig für Ihre Sicherheit wie ein passender Schwierigkeitsgrad ist eine realistische Einschätzung von Distanz, Höhenmetern und Laufgeschwindigkeit. Letztere wird standardmässig auf 4km/h geschätzt. Vergessen Sie aber nicht, bei Ihrer Berechnung auch Höhenmeter miteinzubeziehen! Als grobe Faustregel berechnen Sie einen zusätzlichen Kilometer Distanz pro 100 Höhenmeter bergauf ein, sowie einen Kilometer pro 200 Höhenmeter bergab. Kalkulieren Sie ausserdem Pausen zur Verpflegung ein, damit Sie nicht dehydrieren oder unterzuckern. So bleiben Sie fit und konzentriert. Identifizieren Sie vor der Wanderung auch Abzweigungen, an denen Sie gegebenenfalls abkürzen oder abbrechen können. Informieren Sie sich ausserdem bereits im Vorfeld über die möglichen ÖV-Verbindungen. Denken Sie dabei auch an Sonn- und Feiertage! So vorbereitet können Sie flexibel auf Ermüdung oder Wetterumschwünge reagieren – womit wir beim nächsten wichtigen Punkt der Vorbereitung wären. Wetter und Jahreszeit Entscheidend für die Routenwahl ist auf jeden Fall auch das Wetter. Schliesslich möchte man, wenn man schon schwitzend einen Gipfel erklimmt, auch mit einer grandiosen Aussicht belohnt werden. Achten Sie bei Wettervorhersagen darauf, dass Sie eine möglichst lokale Prognose erhalten und behalten Sie vor Ort das Wetter im Auge – es kann in den Bergen nur allzu schnell umschlagen. Beachten Sie auch, dass Regen in den Vortagen Glätte zur Folge haben kann und ausserdem besonders im Frühjahr in der Höhe Altschneefelder erstaunlich lange der Sonne die Stirn bieten. In vielen Gebieten der Schweiz sind mittlerweile auch Webcams installiert, deren Aufnahmen im Internet kostenlos einsehbar sind. So können Sie sich einen Überblick über die aktuelle Lage verschaffen. Packliste
- Getränke: Dehydration kommt beim Wandern häufig vor und führt zu starkem Leistungsabfall. Nehmen Sie trotz Gewicht ausreichend Wasser mit! Auf Ihrer Karte können Sie im Vorfeld auch schon Bergbäche ausfindig machen. Bedenken Sie aber, dass diese vertrocknet sein könnten. Versuchen Sie, unterwegs immer wieder ein bis zwei Deziliter zu trinken und nicht grosse Mengen auf einmal. So kann Ihr Körper die Flüssigkeit optimal nutzen. Ein Liter Wasser im Gepäck ist ein absolutes Minimum. Zu kälteren Jahreszeiten kann ein heisser Tee aus der Thermoskanne Wunder wirken.
- Proviant: So gross die Verlockung bei Cervelats und Chips auch sein mag, weniger fetthaltige, ballaststoffreiche Nahrung wie Vollkornbrot hält länger satt. Der Blutzucker steigt nämlich nicht abrupt, sondern viel langsamer. Studentenfutter, Gemüse und Äpfel sind ein erfrischender Snack für zwischendurch. Ein paar Notfall-Traubenzucker machen sich in jedem Fall auch gut.
- Wanderschuhe: Für Bergwanderungen sollten Ihre Schuhe ein griffiges Profil haben, wasserabweisend und atmungsaktiv sein. Wanderschuhe müssen gross genug sein, damit Sie die Zehen auch beim Abwärtslaufen nicht vorne anschlagen. Falls Sie neue Schuhe haben, sollten Sie diese bereits im Alltag eingetragen haben. Ziehen Sie ausserdem gut dämpfende und atmungsaktive Socken an.
- Warme Kleidung: Ihre Kleidung sollte atmungsaktiv und nicht zu saugfähig sein. Nehmen Sie immer einen warmen Pulli und eine wasser- und windabweisende Jacke mit. Kleiden Sie sich nach dem Zwiebelprinzip. Dabei gilt: Viele dünne Schichten sind besser als eine dicke. Angenehm ist auch ein Ersatzoberteil, das Sie auf dem Gipfel gegen das verschwitzte auswechseln können und so nicht auskühlen.
- Sonnenschutz: Denken Sie unbedingt an Sonnenbrille und -crème. Auf 3’000 m. ü. M. sind Sie bereits einer doppelt so starken UV-Strahlung ausgesetzt als im Flachland. Noch extremer wird es im reflektierenden Schnee. Benutzen Sie hohe Sonnenschutzfaktoren und einen Schutz für die Lippen. Auch eine Kopfbedeckung darf nicht fehlen.
- Taschenmesser: Es hat schon so seine Gründe, wieso das Taschenmesser in der Schweiz den Status eines Kultobjekts innehat. Mit Schere, Messer, Dosenöffner, Säge, Korkenzieher und vielen weiteren Funktionen ist das Schweizer Taschenmesser ein echter Alleskönner. Deshalb gehört das Taschenmesser unbedingt ins Wandergepäck.
- Kartenmaterial und Wegbeschreibungen: Prüfen Sie diese auf ihre Aktualität hin. Auch ein Kompass kann nicht schaden, oder ein GPS-System.
- Rucksack: Ihr Rucksack sollte mit einem Hüftgurt ausgestattet sein, sodass ein Grossteil des Gewichts auf Ihren Hüften lastet. Leichte Rucksäcke sollten zumindest einen Bauchgurt zur Fixierung haben. Nehmen Sie einen Regenschutz für den Rucksack mit und denken Sie daran, bei Wanderungen auch einen Trekkingschirm dabei zu haben. Packen Sie, um auf Nummer sicher zu gehen, ausserdem Ihre Kleidung und Geräte in wasserdichte Plastiksäcke. So können sie gleichzeitig auch Ordnung im Rucksack schaffen. Ein Tipp zum Packen: Die schwersten Gegenstände sollten sich auf Höhe der Schulterblätter nahe am Rücken befinden.
- Geld: Mit einer Kreditkarte kommen Sie in den Bergen nicht unbedingt weit. Nehmen Sie für Hütten unbedingt auch Bargeld mit.
- Ausweise: Es ist nicht nötig, das ganze Sammelsurium an Bonuskarten und Ausweisen mitzunehmen. Wichtig sind aber ID, Versicherungsausweis, soweit vorhanden Blutgruppenausweis, evtl. Führerschein und Fahrzeugpapiere und/oder Bahnabos und Tickets sowie Mitgliederausweise bei Rega, SAC usw.
- Stirnlampe: Auch beim Wandern gilt: Morgenstund hat Gold im Mund! Überwinden Sie sich und stehen Sie früh auf. So sind Sie zur heissesten Tageszeit schon auf dem Gipfel und vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück. Falls Sie eine längere Wanderung vorhaben, nehmen Sie am Besten eine Stirnlampe mit – sicher ist sicher.
- Wanderstöcke
- Fotokamera (mit vollem Akku und genügend freiem Speicherplatz, evtl. Ersatzakku)
- Fernglas
- Essgeschirr und Zündhölzer
Die Notfallapotheke Und gleich nochmal eine Checkliste. Mit einer gut bestückten Notfallapotheke können Sie auch gute erste Hilfe leisten. Mit dabei sollten sein:
- Pflaster in verschiedenen Grössen
- Blasenpflaster
- Desinfektionsmittel
- Eine elastische Fixierbinde
- Ein Dreieckstuch
- Eine Rettungsdecke
- Eine kleine Schere
- Eine Pinzette
- Einmalhandschuhe
- Kühlende Salbe für Verstauchungen und Stiche
- Schmerzmittel
- Blutstillende Zellstoffwatte (Gazetupfer)
- Sicherheitsnadeln
- Tape (falls Sie wissen, wie man dieses anwendet)
- Traubenzucker
- Formbare Polsterschiene
- Allergietabletten und Asthmaspray
Damit Sie um Hilfe rufen können, sollten Sie ein Handy mit vollem Akku einstecken. Für längere Touren hilft eine Powerbank zum Aufladen. Allerdings können Sie in den Bergen auch in ein Funkloch geraten. Für einen solchen Fall ist es hilfreich, wenn Sie zusätzlich eine kleine Trillerpfeife bei sich haben. Für das alpine Notsignal geben Sie sechs Pfiffe mit einem Abstand von zehn Sekunden ab, pausieren dann eine Minute und beginnen wieder von vorne. Zusammen mit dem Wissen aus dem Erste-Hilfe-Büchlein des Schweizer Alpen-Clubs sind Sie jetzt bestmöglich auf Ihr Bergabenteuer vorbereitet. Es kann losgehen. Text: Sonja Fischer, Bestswiss Mehr über die Schweiz und ihre Leute