Egal wo Sie wohnen, auch Sie können Bienen züchten – aber nicht irgendwelche! Mit BeeHome bieten Sie Wildbienen ein Zuhause und unterstützen gleichzeitig die Bestäubung von Obst und Beeren in der Schweizer Landwirtschaft.
Thomas Strobl und Claudio Sedivy, die Gründer von Wildbiene und Partner, haben sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um den Landwirten zu reichen Ernteerträgen zu verhelfen: Sie siedeln Wildbienen in Obst- und Beerenplantagen an. Doch woher haben Wildbiene und Partner die vielen Bienen? Die Antwort lautet BeeHome – ein kleines herziges Häuschen, das in jedem Garten und auf jedem Stadtbalkon Platz findet, auch bei Ihnen zuhause. Mit BeeHome können Sie als Bienenpate oder –patin Bienen züchten, beobachten und gleichzeitig für die Blütenpracht im eigenen Garten sorgen. Und in der Landwirtschaft!
Bevor der Spass beginnt
Der erste Schritt im Dasein als BeeHome-Besitzer und -Besitzerin ist die Montage des Bienenhäuschens. Wo es aufgestellt oder aufgehängt werden soll, sei sorgfältig bedacht. Denn sind die Sechsbeiner erstmal eingezogen, ist es nicht ratsam, den Platz noch zu ändern. Einige wichtige Kriterien sollte der Standort erfüllen, damit die Wildbienen sich wohlfühlen. Er sollte vor Wind und Schlagregen schützen und viel Sonne abbekommen – vor allem morgens. Ideal sind deshalb Hauswände, die nach Osten oder Süden ausgerichtet sind.
Bienen im Briefkasten
Sobald das Häuschen aufgestellt ist, kann es losgehen. Von März bis Mitte Juni verschicken Wildbiene und Partner kleine Pappröhrchen mit um die zwei Dutzend Kokons, der Startpopulation. In den Kokons befinden sich zwei Arten Wildbienen: die gehörnte und die rote Mauerbiene. Diese warten nur darauf zu schlüpfen, sobald die Temperaturen ansteigen. Sofort wenn das Päckchen mit dieser Röhre ankommt, muss es in die dafür vorgesehene Lücke im BeeHome geschoben werden – sonst schlüpfen die Bienen womöglich noch im Brief.
Kurzes, aber schönes Leben
Auch wenn das absurd erscheinen mag: Der grösste Teil des Bienenlebens ist beim Zeitpunkt des Schlüpfens bereits vorbei. Männchen haben nur noch zwei bis drei Wochen, Weibchen vier bis sieben Wochen zu leben. In dieser kurzen Zeit stehen zwei Dinge auf dem Programm. Erstens: Essen! Alles, was schon früh blüht, ist ihnen zu Beginn eine willkommene Futterquelle, von den Gräsern auf der Weide bis zum Löwenzahn. Müssen Bienenpatinnen und -paten also in unberührter Natur wohnen? Keineswegs: Wildbienen sind fast überall bestens aufgehoben und auch in Städten finden sie genügend Nahrung. Auch wenn Sie bloss einen Balkon haben, müssen Sie nicht spezielle Futterpflanzen wie Ringelblumen, Bärlauch oder Grüne Minze anpflanzen. Sie können aber, denn dann lassen sich die Wildbienen besonders gut beobachten. Wie wär’s etwa mit Oregano? Dieser ist bei Wildbienen sehr beliebt und bereichert zudem Ihre Küche. Das besonders Schöne am Essverhalten der Wildbienen: Sie interessieren sich nicht die Bohne für unser Essen. Selbst Süssspeisen lassen sie kalt. Daher ist es auch kein Problem, wenn Ihr BeeHome auf dem kleinen Balkon direkt neben Ihrem Tisch steht.
Zweiter Programmpunkt im kurzen Leben der Wildbiene ist die Fortpflanzung. Nach der Paarung beginnen die Weibchen sogleich mit dem Bau ihres Nestes – Wildbienen leben nicht in grossen Völkern wie die Honigbienen. Die hohlen Stängel des BeeHomes bieten ihnen dafür ideale Bedingungen: Das Weibchen kann die Röhren mit einzelne Brutzellen auffüllen, die es mit einem Nektar-Pollen-Gemisch füllt und Eier hineinlegt. Die vorderste Brutzelle lässt das clevere Insekt leer. Denn sollte ein Vogel das Häuschen zum persönlichen Buffet erklären, wird er mit seinem Schnabel so nur auf eine leere Brutzelle stossen und sich bald aus dem Staub machen. Wer jeden Schaden vermeiden will, kann sein Häuschen dennoch zusätzlich mit einem Kaninchendrahtzaun schützen.
Der Kreis schliesst sich
Während im Spätsommer das Summen ums BeeHome allmählich verstummt, erwacht in den Röhrchen neues Leben. Das Ei entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit zur Larve, die dann das Nektar-Pollen-Gemisch in ihrer Brutzelle vernascht, weiterwächst und sich schliesslich zu einem Kokon verpuppt. All das bleibt der Beobachterin und dem Beobachter für gewöhnlich verborgen – ausser man verfügt über so etwas Ausgeklügeltes wie den BeeHome Observer. Bei diesem Modell kann nämlich eine Art Schublade herausgezogen werden. Angst davor, gestochen zu werden, muss man keine haben, denn Wildbienen stechen so gut wie nie, und selbst wenn ist ihr Stachel so kurz, dass er kaum durch die Haut dringt.
Da geht die Post ab
Mit dem Kokon hat die Biene, die jetzt als Puppe bezeichnet wird, sich eine massgeschneiderte Winter-Isolation geschaffen. So ist sie auch schon wunderbar für den Transport gepolstert, der ihr nun bevorsteht: Im September und Oktober werden die Innenboxen der BeeHomes im Versandkarton zurück an Wildbiene und Partner geschickt.
Zahlen zum Zuchterfolg
Dort angekommen werden die Häuschen geöffnet, die Kokons entfernt, auf Krankheiten untersucht und überwintert. Wie viele Mauerbienen-Kokons die Forscher Ihrem BeeHome entnehmen konnten, wird in einer Statistik abgebildet, die Sie online einsehen können. Durchschnittlich sind es um die 120 Kokons pro BeeHome, es wurden aber auch schon bis zu 400 Stück gezählt.
All das andere Getier mit sechs Beinen
Dass auch andere Wildbienenarten im BeeHome nisten, ist natürlich nicht zu vermeiden. Und wer möchte schon darauf verzichten, einen stahlblauen Grillenjäger, eine Maskenbiene oder eine Glockenblumen-Scherenbiene zur Untermiete bei sich zu haben! Immerhin gibt es in der Schweiz über 600 Arten von Wildbienen. Die Forscher können die unterschiedlichen Arten zum Beispiel daran erkennen, wie sie die Nester versiegeln. So streichen manche Arten den Lehm glatt, andere verarbeiten ihn eher krümelig. Welche Wildbienen sich in Ihrem Häuschen einquartiert haben, können Sie ebenfalls online den Statistiken entnehmen – inklusive einem Portrait der jeweiligen Art.
Wildbiene und Partner entnehmen dem BeeHome nur die Mauerbienen, die sie danach für die Bestäubung in Obst- und Beerenplantagen einsetzen. Die anderen Arten verbleiben in den Röhrchen und werden Ihnen so zurückgesendet. Deshalb muss der Innenteil des BeeHomes nach Rückerhalt auch wieder nach draussen und dort überwintern.
Jeweils im Frühjahr können Sie eine neue Startpopulation Mauerbienen bestellen und haben die Gewissheit, dass aus Ihren Puppen des letzten Jahres fleissige Bienchen wurden, die nun irgendwo auf einem Schweizer Bauernhof herumschwirren und für eine reiche Ernte sorgen. Mit einem BeeHome unterstützen Sie unsere Fauna und Flora.
Text: Sonja Fischer, Bestswiss