Schweizer Karte – Vom Sempacherkrieg bis zum Jura | Bestswiss

Schweizer Karte – Vom Sempacherkrieg bis in den Jura

In der kleinen, aber abwechslungsreichen Schweiz will vieles illustriert werden: Das Schweizer Territorialgebiet vor 600 Jahren, die Einwohner und alle 26 eigenständigen Kantone möchten natürlich auch auf ihre Kosten kommen. Wir betrachten fünf verschiedene Schweizer Landkarten und deren Erläuterungen.

Die Schweizer Karte mit der Alten Schweiz

Bis die Schweiz zu ihren heutigen Landesgrenzen kam, dauerte es einige Jahrhunderte. Nach und nach taten sich einzelne Orte zusammen, bis am Wiener Kongress 1814–1815 der Umriss der Schweiz festgelegt wurde, wie er auch heute noch in etwa besteht. Tauchen wir nun noch genauer in einen Moment der Schweizer Geschichte ein. Wir schauen anhand einer historischen Karte zurück ins Jahr 1385:

Ein Mann hastet durch die finstere Gasse neben der Kirche. Als er stolpert, lässt er seinen Blick kurz zum Boden schweifen. Die tote Kuh, die dort in einer Lache aus Blut liegt, scheint ihn wenig zu stören. Entnervt setzt er seinen zügigen Gang fort. Das Mittelalter ist eine düstere Zeit mit rauen Sitten. 94 Jahre zuvor haben die drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden die Eidgenossenschaft begründet. In den darauf folgenden Jahren treten auch Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern bei. Diese sogenannten Acht Alten Orte bilden seit 1353 die Alte Eidgenossenschaft. Gemeinsamer Wille der Orte ist, sich nicht grossen Feudalherren und schon gar nicht den habsburgischen Herzögen von Österreich zu unterwerfen. Nach einer Zeit gezeichnet von Provokationen beider Seiten, der Eidgenossen und der Habsburger, kommt es 1386 zum Höhepunkt des Streits um den Ausbau der jeweiligen Territorialherrschaft: der Schlacht bei Sempach. Die Eidgenossen siegen und können so ihr Gebiet festigen und ausbauen. Die Schlacht ist entscheidend für die Selbstständigkeit der Alten Schweiz, die von da an von der österreichischen Herrschaft befreit ist.

Schweizer Karte 1385

Schweizer Karte 1385 vor dem Sempacherkrieg

3, 8, 26 Kantone auf der Schweizer Karte

Inzwischen besteht die Schweiz aus 26 Kantonen, gelegentlich werden jedoch noch 23 angegeben. Der Grund dafür ist, dass sechs der Kantone „Halbkantone“ sind. Obwalden/Nidwalden, Appenzell Innerrhoden/Appenzell Ausserrhoden und Basel-Stadt/Basel-Landschaft waren früher je ein Kanton und haben sich an bestimmten Zeitpunkten in der Geschichte aufgeteilt. Seit im Jahr 1999 die Bundesverfassung totalrevidiert wurde, gelten die sechs Kantone als Kantone mit halber Standesstimme, was lediglich Auswirkungen auf das Ständemehr und die Besetzung des Ständerates, nicht aber auf die innere Autonomie hat. Jeder der 26 Gliedstaaten der Eidgenossenschaft hat seine eigene Verfassung und eigene Behörden.

Die Schweizer Kantone sind heute aus historischen Gründen sehr verschieden. Der flächenmässig grösste Kanton ist der Kanton Graubünden. Er ist 192 mal grösser als der kleinste Kanton Basel-Stadt, wobei dieser aber mehr Einwohner zählt als der östlichste Kanton. Wiederum sind rund 80 mal so viele Einwohner im Kanton Zürich wohnhaft wie im Kanton Appenzell Innerrhoden.

Schweizer Karte mit 26 Kantonen

Schweizer Karte mit 26 Kantonen

Berggebietsregionen – Von Gletschern und Gipfeln

Die Schweiz wird in drei geologische Grossregionen geteilt: die Alpen, den Jura und das Mittelland. Die Alpen und der Jura mit 60% bzw. 10% decken zusammen den Grossteil der Schweizer Landesfläche ab. Doch das zerklüftete, ungleichmässige und alpine Terrain eignet sich, bis auf einige Täler wie das Rhonetal, schlecht zur Besiedelung. Deshalb lebt im flächenmässig kleinen Mittelland der grösste Teil der Bevölkerung.

Die Alpen sind das höchste Gebirge in Europa und erstrecken sich über mehrere Länder. In der Schweiz nimmt die Bergkette sogar den gesamten Süden des Landes ein. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auf helvetischem Boden 48 Viertausender befinden, von denen der höchste Gipfel mit 4’634 m ü. M. die Dufourspitze ist. Die bekanntesten Berge der Schweiz sind jedoch das Matterhorn und das Dreiergespann bestehend aus Eiger, Mönch und Jungfrau, welche, abgesehen vom Eiger (3’970 m. ü. M.), die Viertausender-Marke überschreiten.

Im Gegensatz zu den Alpen ist der Schweizer Jura ein geologisch junges Gebirge und besteht aus Kalkstein. In einem über 300 km langen Bogen erstreckt sich das Faltengebirge vom süd-westlichen Kanton Genf bis in den Nordosten zum Kanton Schaffhausen.

Als eine teils flache, meist hügelige Landschaft auf einer durchschnittlichen Höhe von rund 400 bis 600 m. ü. M. präsentiert sich das Mittelland. Zum grössten Teil besteht es aus Molasse, einem Sedimentgestein. Die Landschaft des Mittellandes entstand durch die Überprägung der eiszeitlichen Gletscher.

Schweizer Karte mit geologischen Regionen

Schweizer Karte der drei geologischen Regionen der Schweiz

Do you speak English? – Schweizer Karte mit den Sprachgebieten 

Die Schweiz hat vier offizielle Sprachen: Deutsch (63,3%), Französisch (22,7%), Italienisch (8,1%) und Rätoromanisch (0,5%)1. Viele Schweizer sprechen neben ihrer Muttersprache zusätzlich eine zweite oder sogar dritte Landessprache. Häufig wird bei der Kommunikation mit einem anderssprechenden Landesgenossen aber aufs Englisch zurückgegriffen, das in der Schule als obligatorische Fremdsprache gilt.

In den deutschsprachigen Gebieten der Schweiz wird Schweizerdeutsch gesprochen, das für viele Landesfremde als eines der eigenartigsten Phänomene der Schweiz gilt. Im eigentlichen Sinne ist das Schwyzerdütsch keine Sprache, sondern eine Ansammlung von Dialekten und Akzenten. Da es bisher keine Einigung für eine offizielle Schreibweise oder Grammatik gibt, gilt Hochdeutsch als Schriftsprache.

 

Schweizer Kartes mit Sprachregionen

Schweizer Karte mit vier Sprachregionen

Bevölkerungsdichte – Wo die Schweizer wohnen

In der Schweiz leben rund 8,2 Millionen Menschen. Zunächst macht es nicht den Eindruck, als hätte die Schweiz eine aussergewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte. Hierzulande leben etwa 190 Einwohner/km2, was im Vergleich zu den Nachbarländern Deutschland (229 Einwohner/km2) und Italien (201 Einwohner/km2) sogar etwas weniger sind. Nimmt man dagegen die Zahlen von Österreich in Augenschein, merkt man, dass sich in der Alpenrepublik, trotz fast gleicher Einwohnerzahl und vergleichbarer Topografie, nur etwa halb so viele Menschen auf einem Quadratkilometer tummeln.

Zieht man der Schweizer Landesfläche die zahlreichen hochalpinen Gebiete, die Gewässer und Wälder ab, schrumpft der besiedelbare Anteil auf rund 50 – 60%. Die Schweizer Karte zeigt: Zwei Drittel der Schweizer leben im Mittelland. Dort zeigt sich, wie dicht die Schweiz tatsächlich besiedelt ist: Die Einwohnerdichte beträgt im Mittelland rund 426 Einwohner/km2 und ist damit etwa so hoch wie die der Niederlande, dem dichtbesiedelsten Land in Europa.

Schweizer Karte Einwohnerdichte

Schweizer Karte mit sichtbarer Bevölkerungsdichte

Alle vorgestellten Schweizer Karten mögen auf den ersten Blick immer wieder nur die Schweiz zeigen – und doch unterscheiden sie sich beim genauen Hinsehen durch die riesige Fülle an Informationen, die hinter jeden simplen Abbildung steckt. Nebst statistischen und topografischen Karten dürfen wir aber auch jene nicht vergessen, die wir bei einem Ausflug in den Bergen, einer Radtour oder einem Städtetrip in den eigenen Händen halten. So begleiten uns zahlreiche Wanderkarten, Velokarten, Strassenkarten, Städtekarten und Tourenkarten durch den Alltag – und dies im Zeitalter der Digitalisierung oft in elektronischer Form auf dem GPS oder dem Handy. Auch wenn uns dadurch das Haptische, eine gewisse Pfadfinderromantik und die abenteuerliche Ungewissheit des eigenen Standortes verloren gehen, gewinnen wir dank der smarten Orientierungshilfen doch an Sicherheit, Schnelligkeit und Zeit, um die Augen von der Karte zu lösen und die Schönheit unserer Schweiz geniessen zu können.

 

Legende:

1 Stand 2014
2 Stand 2015
3 Stand 2012

Text: Samanta Gribi, Bestswiss

 

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