Vielfalt an Schweizer Spezialitäten
Raclette, Fondue oder Rösti – das sind die Pflichtgerichte auf der Speisekarte eines jeden Restaurants, das von sich behauptet, eine Gaststätte mit Schweizer Küche zu sein. Ebenso undenkbar wie eine Schweizer Küche ohne Raclette, Fondue und Rösti ist eine Schweizer Konditorei, in der es zwischen Cremeschnitten, Rahmtorten und Meitschibei keine Schweizer Schokolade zu erspähen gibt. Obwohl die Exportschlager Schokolade und Käse die wohl bekanntesten Schweizer Spezialitäten sind, ist mit den beiden Köstlichkeiten das Angebot an Schweizer Feinkost keinesfalls ausgeschöpft.
Essgewohnheiten als kulturelles Phänomen
Ebenso wie Sprache, Kunst, Religion, Brauchtümer und Sitten sind auch die jeweiligen Essgewohnheiten einer Gesellschaft Bestandteil von deren Kultur. Die Schweizer Küche ist demnach Teil der in der Schweiz gelebten kulturellen Vielfalt. Kulinarik und Essgewohnheiten sind in der Schweiz stark regional geprägt und unterscheiden sich kantonal teilweise erheblich. Dementsprechend vielfältig ist denn auch das Angebot an typischen Schweizer Spezialitäten, die es zu entdecken gibt.
Kantonale Spezialitäten – eine Entdeckungsreise durch die Schweiz
Was die Schweiz ausmacht, sind vor allem regionale Spezialitäten. Gewisse regionale Überschneidungen sind dabei natürlich nicht ausgeschlossen, was sich beispielsweise an den allseits beliebten Rahmtäfeli, dem Emmentaler, dem Mutschli und dem Gruyère oder am luftigen Eiweissgebäck namens Meringue aufzeigen lässt. Nebst diesen kantonsübergreifenden Spezialitäten trifft man in der Schweiz aber auch auf regionsspezifische Köstlichkeiten, die die Esskultur einzelner Regionen besonders geprägt haben. Machen wir uns auf zu einer Reise durch die kulinarische Schweiz.
Tessiner Spezialitäten
Seit Jahrhunderten geniesst man im Tessin die Edelkastanie in allerlei Variationen. Nicht nur in gekochter Form, sondern als Kastanien-Crème, Kastanien-Pralinen oder Vermicelles werden die Kastanien besonders gerne verzehrt und gehören somit zu den Schweizer Spezialitäten aus dem Tessin. Eine weitere Tessiner Spezialität sind die ursprünglich aus Oberitalien stammenden Amaretti – ein Mandelgebäck aus Eischnee, Zucker und Mandeln. Doch bevor man sich auf die mundenden Nachspeisen stürzt, lohnt es sich, den hauchdünn aufgeschnittenen Coppa – ursprünglich eine italienische Spezialität – oder die typische, aus Maisgriess hergestellte Tessiner Polenta zu kosten. Ebenso wie die Kastanie oder die Kartoffel galt auch die Polenta bis ins 20. Jahrhundert hinein als Grundnahrungsmittel der Tessiner Bevölkerung.
Köstliches aus dem Bündnerland
Vom Tessin herkommend betritt der Reisende einige Kilometer weiter östlich den Kanton Graubünden und findet sich in der Welt der Bündner Spezialitäten wieder. Die wohl bekannteste kantonale Spezialität ist die Bündner Nusstorte (auch als Engadiner Nusstorte bekannt). Aus wenigen Zutaten – Mürbeteig, karamellisierten Walnüsse und Rahm – wird in Graubünden eine Torte gezaubert, die auch von Nicht-Bündnern gerne zum „Zvieri“ oder als Nachspeise serviert wird. Nebst dieser Süssspeise dürfte auch das Bündnerfleisch schweizweit bekannt sein. Um die geschützte geografische Ortsangabe tragen zu dürfen, muss das Rindfleisch vom Stotzen zwar nicht zwingend von Tieren aus dem Kanton Graubünden stammen, aber zumindest im Bündnerland getrocknet worden sein.
Schweizer Spezialitäten aus der Deutschschweiz
Damit führt die Reise weiter in die Ost-, Zentral- und Nordostschweiz sowie ins deutschsprachige Mittelland. Das Angebot an kulinarischen Schweizer Spezialitäten ist auch hier reichlich. Im Kanton Glarus sollte man unbedingt die typische Glarner Pastete probieren. Die aus Blätterteig hergestellten Pasteten können je nach Vorliebe mit einer Zwetschgen- oder mit einer marzipanähnlichen Mandelfüllung genossen werden.
Die süsse Mandelfüllung ist auch im Toggenburg und im Appenzell beliebt. Dort kann man die Mandelfüllung beim Verzehr eines Mürbeteiggebäcks, des sogenannten Mandelfisches, geniessen.
Damit ist das Angebot an Feinkost mit Mandelfüllung jedoch noch nicht ausgeschöpft. Ergänzt wird das Sortiment durch das Appenzeller Biberli. Geschmacklich kann dieses Gebäck, eine kantonale Spezialität aus dem Appenzell, sehr variantenreich sein – schliesslich hat beinahe jede Bäckerei ein Hausrezept. Gemeinsam ist allen Biberli, dass sie aus einem süssen Lebkuchenteig hergestellt werden und mit einer Mandelmasse gefüllt sind.
Ein weiteres Lebkuchengebäck ist das Basler Läckerli. Dieses Guetzli, das in der ganzen Schweiz überaus beliebt ist, hat eine viereckige Form, ist mit einem Zuckerguss überzogen und hat im Vergleich zu anderen regionalen Leckerli (aus Bern, Appenzell und Zürich) eine relativ harte Konsistenz. Der Raum Basel ist nebst seinem Läckerli auch für seine Fastenwähe bekannt. Der Form nach ist die Fastenwähe eine Brezel, die aus Hefeteig besteht und kurz vor dem Backen mit Kümmel bestreut wird.
Weitere süsse Köstlichkeiten und kantonale Spezialitäten sind die luzernischen Willisauer Ringli mit ihrem Zitronen-Honig-Geschmack oder die Solothurner Torte, die aus Haselnussbiskuits, feinster Buttercrème und Japonaisböden hergestellt wird.
Nicht nur Süsses, sondern auch Salziges gibt es in der Deutschschweiz zu erkunden. So gehört neben dem saftigen Bauernschinken aus dem Emmental und der herzhaften Berner Ratsherrenplatte auch das Zürcher Geschnetzelte – wie der Name sagt ursprünglich ein Gericht aus der Zürcher Regionalküche – zu einer der bekanntesten Schweizer Spezialitäten. Das Kalbfleischragout an einer Rahmsauce kann mit verschiedenen Beilagen serviert werden: Nicht nur mit der typischen Schweizer Rösti, sondern auch mit Teigwaren und Reis lässt sich das Geschnetzelte besonders gut kombinieren.
Kulinarische Traditionen aus der Romandie
Damit neigt sich die Reise in die kulinarischen Gefilde der Schweiz bereits ihrem Ende zu. Die kantonalen Spezialitäten aus der Romandie stellen die letzte Reiseetappe dar. Nebst der aromatischen Saucisson Vaudois aus Schweinefleisch und Speck ist für die welschen Kantone Genf, Waadt und Neuenburg auch ihr Käse typisch – in diesem Fall der runde und zartschmelzende Tomme Vaudoise. Dieser überzeugt je nach Reifezeit mit einem milden oder rustikalen und ausgeprägten Geschmack.
Im Jura stösst man auf eine weitere Käse-Köstlichkeit, nämlich auf den würzigen Tête de Moine. Anders als der Tomme ist der Tête de Moine ein Hartkäse, der mit einer kleinen Besonderheit aus dem reichen Schweizer Käsesortiment hervorsticht: Dieser Käse wird nicht geschnitten oder gerieben, sondern geschabt. Eine andere jurassische Spezialität und Besonderheit ist der Toétché. Dieser Hefeteigkuchen – übrigens der einzige salzige Schweizer Rahmkuchen – besticht durch seine Füllung aus Sauerrahm mit salziger Note.
Süss statt salzig ist hingegen der Murtener Rahmkuchen. Die auch unter dem Namen Nidelkuchen bekannte Schweizer Spezialität besteht aus Hefeteig und mehreren Schichten von Rahm mit Zucker. Eine weitere süsse Spezialität aus der Region um den Murtensee ist der Vully-Kuchen. Wie der Murtener Rahmkuchen ist auch dieses Gebäck ein Hefeteigkuchen. Der Vully-Kuchen ist mit Rahm, verquirltem Eigelb und karamellisiertem Zucker überzogen und wird vor dem Backen mit zarten Butterflöckli belegt.
15 Spezialitäten, die Schweizer und Schweizerinnen am liebsten mögen
Nach all den aufgezählten kulinarischen Traditionen fragt sich: Welches sind denn nun die Schweizer Spezialitäten, die die Schweizer und Schweizerinnen am liebsten verspeisen? Auf den ersten 15 Plätzen finden sich folgende Gerichte und Köstlichkeiten:
1. Fondue
2. Meringue
3. Raclette
4. Rösti
5. Cervalat
6. Ovi-Schoggi
7. Vermicelles
8. Züri-Gschnetzeltes
9. Bündnerfleisch
10. Toblerone
11. Sbrinz
12. Gruyère
13. St. Galler Bratwurst
14. Mostbröckli
15. Landjäger
Text: Deborah von Büren, Bestswiss
Ähnliche Artikel
Älplermagronen – Rezept und Herkunft
Tête de Moine, ein besonderer Käse
Quelle: Watson